Bundesregierung: Kommt der Stopp für die Energiewende?

Das Dilemma führt sich fort: Die Energiewende könnte kräftig eingebremst werden. Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, werden alle erneuerbaren Energien gedeckelt. Was bedeutet das für die Verbraucher?

  • Regierung plant, Windkraft im Norden zu bremsen
  • EEG-Umlage könnte weiter steigen
  • Bürger müssen sich auf steigende Kosten einstellen
Wirtschaftsminister Deutschland

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel strukturiert den Strommarkt in Deutschland um. (Bild:Von A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0)

Der 31. Mai 2016 ist ein wichtiges Datum der Energiewende. Die Spitzenvertreter der Bundesregierung, darunter Angela Merkel und Sigmar Gabriel, treffen sich im Kanzleramt, um über die Neuausrichtung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu diskutieren. Ökostrom-Aktuell betrachtet die Gespräche im Bundestag und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wird der Ausbau der Windenergie gebremst?

Ja und Nein. Geht es nach Sigmar Gabriel, muss der Ausbau der Windparks besser organisiert werden. Dafür setzt die Bundesregierung in der neuen EEG-Novelle auf Ausschreibungen, die dafür sorgen werden, dass die günstigsten Anbieter den Zuschlag zum Bau und die Förderung erhalten. Gabriel selbst sprach davon, dass es immer noch genügend “Ausbaukorridore” gebe; doch der rasante Ausbau der letzten Jahre würde mit der Neuausrichtung abrupt gestoppt werden.

Das Problem liegt immer noch in der schlechten Verteilung der Windenergie-Produktion. Während im Norden Deutschlands massiv Ökostrom aus Windkraft erzeugt wird, gibt es im Süden aufgrund der Topografie kaum Windparks. Der Strom aus dem Norden kann außerdem nicht in den Süden der Republik transportiert werden – die Stromtrassen kommen an ihre Grenzen. Deshalb ist davon auszugehen, dass vor allem der Ausbau der Windanlagen im Norden eingeschränkt wird.

Windkraftanlage Flachland

Im flachen Land lohnt sich der Ausbau von Windparks. (Bild:Von Sandri Alexandra from Romania – Fântânele-Cogealac Wind Farm, Romania, CC BY-SA 2.0)

Wird die Umlage des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes weiter ansteigen?

Vermutlich ja. Bei dieser Frage kommt es vor allem darauf an, inwieweit die Bundesregierung weiterhin Unternehmen bevorteilt. Aktuell werden rund 2000 Unternehmen und Firmen von der EEG-Umlage befreit – vor allem die größten Unternehmen Deutschlands sparen so Millionen pro Jahr.

Auf der anderen Seite ist es Bürgern nicht möglich, sich von der Umlage befreien zu lassen. In den letzten Jahren stieg die Umlage kontinuierlich an. Je mehr Ökostrom auf den Markt gebracht wird, umso höher die Umlage, die jeder zahlen muss. CDU-Vize Michael Fuchs sagte gegenüber der “Bild”, dass er einen weiteren Anstieg der Umlage für 2017 erwartet. Bis zu einem Fünftel mehr als 2016 sollen Unternehmen und Bürger dann zahlen, um die Energiewende zu fördern.

Betrachtet man den Verlauf der EEG-Umlage, ist ein weiterer Anstieg ebenfalls wahrscheinlich. Lag die EEG-Umlage 2010 noch bei moderaten 2,15 Cent/Kilowattstunde, sind es 2016 schon 6,35 Cent/Kilowattstunde; und damit ein Anstieg um das Dreifache. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Bundesregierung in ihrer Krisensitzung zum EE-Gesetz an der Umlage rüttelt. Die Kippung der Vorteile für Unternehmen könnte den Anstieg der Umlage verhindern – doch die Lobbyisten sind innerhalb der Regierung immer noch zu präsent.

Warum muss die EEG-Novelle akut verabschiedet werden?

Bei der EU gehen regelmäßig Beschwerden über den deutschen Energiemarkt ein. Andere Länder, besonders die deutschen Anrainerstaaten kritisieren, dass der billige Ökostrom aus dem Norden Deutschlands die Stromnetze flute. Das Resultat: Die Kapazitäten der Stromtrassen können nicht von den einheimischen Erzeugern genutzt werden, sondern müssen zum Stromtransport für Deutschland eingesetzt werden.

Das sind die teuersten Stromländer Europas

Die teuersten Länder Europas für private Stromkunden
Infografik „Die teuersten Länder Europas für private Stromkunden“ von Strom-Report.de

Die EU droht nun damit, Deutschland in zwei Strompreiszonen einzuteilen, wenn keine Lösung gefunden wird. Um dies zu verhindern, will die Bundesregierung den Ausbau der Windenergie im Norden so schnell wie möglich drosseln und den Fokus auf den Süden legen, wo immer noch mehr Strom verbraucht wird als im Norden der Bundesrepublik.

Warum setzt man im Süden Deutschlands nicht vermehrt auf Solarenergie?

Der Solarenergie ging es schon vor ein paar Jahren an den finanziellen Kragen. Als eine der ersten Industrien der erneuerbaren Energien wurde die Förderung massiv nach unten geregelt. Die Folge: Investitionen amortisierten sich erst viel später, der Ertrag aus Sonnenenergie wurde verringert und der Fokus verschob sich in Richtung Windenergie.

Ein erneuter Umschwung auf die Solarenergie ist deshalb nicht zu erwarten. Zumal die neue EEG-Novelle ebenfalls vorsieht, den Ökostrom-Mix klar zu definieren. Das bedeutet, dass nur ein bestimmter Anteil der gesamten Stromerzeugung aus Sonnenkraft erzeugt werden darf. Ist dieser erreicht, stockt der weitere Ausbau solange, bis die anderen Ökostromzweige nachziehen oder die Verteilung von der Regierung angehoben wird.

Solaranlage auf Hausdach

Wer im Süden Deutschlands wohnt, kann mit PV-Anlagen Energie erzeugen und Geld sparen. (Bild:Von Pujanak – Eigenes Werk, Gemeinfrei)


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