Seehofer sauer! Ministerpräsident verlässt Gespräch zur EEG-Reform

Die Bundesregierung tagte die ganze Nacht, um eine Lösung in der EEG-Problematik zu finden. Nur Horst Seehofer verließ die Gesprächsrunde nach kurzer Zeit. Grund: Die in Bayern verbreiteten Biogas-Anlagen werden zu wenig berücksichtigt.

  • Seehofer bricht Gespräche zur EEG-Reform ab
  • Biogas spielt in den Planungen der Regierung nur eine untergeordnete Rolle
  • Bauern müssen beim Neubau in Konkurrenz gegeneinander treten

Die deutschen Bauern stehen vor schweren Zeiten: Nicht nur der geringe Milchpreis macht vielen Landwirten zu schaffen; auch die Biogasanlagen sorgen für Probleme. Die häufig im Süden der Bundesrepublik angesiedelten Ökostrom-Erzeuger werden in der neuen EEG-Verordnung kaum berücksichtigt. Zwar wird der Energie aus Biogas auch in Zukunft ein Platz im deutschen Ökostrom-Mix eingeräumt, doch die Förderung sinkt so weit nach unten, dass sich die Anlagen für Bauern kaum noch lohnen.

Ministerpräsident Horst Seehofer

Horst Seehofer will den Bau von Biogasanlagen stärken. (Bild: Von Freud – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0)

Biogas: Vom neuen Standbein zum hinkenden Schmerz

Früher wurden die Biogasanlagen wie alle erneuerbaren Energien massiv gefördert. Wer sich eine Anlage mit der prägnanten Kuppel auf den Hof stellte, konnte sich über Einnahmen und Boni freuen. Doch die Freude wich der Angst. Sobald die auf 20 Jahre ausgelegte Förderung ausläuft, rentieren sich Biogasanlagen nicht mehr. Biogas scheint in den Gedanken der Regierung keine elementare Rolle zu spielen. Wind und Sonne sollen die Energiewende vorantreiben.

Biogas in Deutschland
Biogas besitzt einige Vorteile, die Wind und Sonne nicht besitzen. So kann der Ökostrom aus der Anlage kontinuierlich erzeugt werden und ist nicht vom Wetter abhängig. Auch die Speicherung der Energie ist im Gegensatz zu Windkraft und Solaranlagen ein enormer Pluspunkt. In Deutschland stehen aktuell rund 9000 Biogasanlagen. Ein Großteil davon befindet sich in Niedersachsen und Bayern. Zusammen erzeugen sie eine Leistung von rund 4500 Megawatt.

Für den bayrischen Ministerpräsidenten ist das ein nicht tragbarer Zustand. Für jede andere Energieform wurden Ausschreibungen festgesetzt, nicht so für Biogas. Seehofer drängte darauf, 250 Megawatt Strom pro Jahr aus Biogas festzulegen – die Bundesregierung unterstütze den Vorstoß nicht. Ein Schlag ins Gesicht aller Bauern, die auf Biogas setzen; und ein Schlag ins Gesicht von Horst Seehofer, der die Gesprächsrunde vorzeitig verließ.

Auf was müssen sich Landwirte mit Biogasanlagen einstellen?

Sobald die auf 20 Jahre ausgelegte Förderung von Biogasanlagen ausläuft, müssten sich die Anlagen selbst tragen. Die Förderungen und Boni des Staates fallen dann weg. Zwar soll es eine Anschlussregelung geben, doch diese wird erst zu einem späteren, noch nicht definierten Zeitpunkt besprochen.

Auch die Direktvermarktung des erzeugten Stroms wird wegfallen. Das bedeutet, dass sich die Erzeuger nicht mehr auf eine feste Vergütung einstellen können, sondern die Preise nach der Marktsituation angepasst werden. Neue Förderungen wird es kaum geben. Wie auch bei Windkraft werden durch die Ausschreibung die Anlagen bevorzugt, die möglichst wenig Förderung benötigen. Das bedeutet, dass sich im schlimmsten Fall die Bauern gegenseitig unterbieten müssen, um den Zuschlag für einen Neubau einer Biogasanlage zu erhalten.


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