Wer schon einmal durch Rom gelaufen ist, kennt den Lärm der Stadt-Roller á la Vespa. Die zweirädrigen “Brotmesser”, wie ich sie aufgrund des kreischend-lärmenden Motors liebevoll nenne, sind eines der meistgenutzen Verkehrsmittel und die Störenfriede auf den engen italienischen Straßen. Ich muss keinen Hehl daraus machen: Bisher war ich kein Freund der Motorroller.
Als wir von Ökostrom-Aktuell die Möglichkeit erhielten, den Elektroroller von Unumotors zu testen, ging ich mit gemischten Gefühlen an die Probefahrt heran. Klar, die Energiewende und die dazugehörige Elektromobilität gehören zu unseren Lieblingsthemen. Doch mit Motorrollern hatte ich meinen Frieden einfach noch nicht gemacht. Nach den ersten Fahrversuchen hat sich diese Meinung jedoch schlagartig geändert: Ich bin jetzt E-Roller Fan! Innerhalb weniger Minuten schaffte es der Unu Elektroroller, mich in seinen Bann zu ziehen und elektrischen Spaß zu haben. Doch der Reihe nach.
Was ist beim Unu anders als an einer Vespa?
Der Unu von Unumotors ist ein Elektroroller. Das bedeutet, dass kein Benzin, kein Gemisch und kein Gas genutzt wird, um durch die Stadt zu düsen. Stattdessen wird der Unu mit einem oder zwei Akkus betrieben. Mit einer Leistung von 2000 Watt war unser Testroller das zweitstärkste Modell aus der Unu-Reihe, wer noch mehr Power benötigt, greift zum 3000 Watt Exemplar.
Die Akkus lassen sich ganz einfach entnehmen und werden an einer normalen Steckdose geladen. “Theoretisch gibt es auch noch einen Tragegurt, mit dem man die Akkus noch leichter transportieren kann. Aber die bringen eh nur ein Gewicht von 8 Kilogramm auf die Waage, das kann ich auch so tragen”, sagt Unu-Pionier Lukas, der uns bei der Testfahrt auf dem E-Roller assistiert.
Unu: Minimale Ausstattung, maximaler Fahrspaß
Lukas gehört zu einem Team von Unu-Pionieren, die die Lust auf den Elektroroller durch Erklärungen und Erfahrungsberichte steigern sollen. Lukas ist jung, dynamisch und nicht besonders groß – der Traum jeder Zielgruppenforschung. Denn eines stelle ich sofort fest: Mehr als eine Person sollte auf längeren Strecken nicht mit dem Unu fahren, dafür reicht der Platz nicht aus. “Der Roller ist ein Anderthalbsitzer. Zwei größere Personen passen eigentlich nicht darauf. Für zwei kleine Fahrer geht es sehr gut”, berichtet Lukas.
Die Ausstattung des Unu kann man als spartanisch bezeichnen. Unter dem Sitz befindet sich ein größeres Fach, um Schals, Jacken, Laptop oder Einkäufe zu verstauen. Allerdings müssen sich all diese Dinge den Platz mit dem Akku bzw den Akkus teilen. Wer mit dem Unu also einen Großeinkauf machen will, stößt schnell an logistische Grenzen. Eine Tüte mit Lebensmitteln lässt sich dennoch ganz gut transportieren. Direkt unterhalb des Lenkers befindet sich ein kleiner Haken, an dem ein kleiner Einkauf locker Platz findet.
Zusätzlich gibt es einen kleinen Gepäckträger, der es auch mit sperrigen Gütern aufnimmt. Ansonsten ist der Unu ein kompakter und unauffälliger Roller, der mit einem analogen Tacho, einer Ladeanzeige für den Akku, zwei Hupen und großen Außenspiegeln ausgestattet ist. Mehr braucht es für das angepeilte Einsatzgebiet jedoch auch nicht.
Test | Unumotors Unu | Vespa Primavera 50 |
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Reichweite | 50 Kilometer (1 Akku) | 250 Kilometer (8 Liter Tank) |
Leergewicht | 50 kg | 116 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 45 km/h | 45 km/h |
Leistung | 2000 Watt (mittleres Modell) | 50 ccm |
Kosten auf 100 km | 0,9€ | 4,5€ |
Preis | ab 2199€ (2000 Watt) | ab 3350€ |
Meine Angst vor LKWs auf Landstraßen
Elektroroller sind meistens auf 45 km/h gedrosselt. Obwohl der Elektroantrieb mehr leisten könnte, wird der Unu nicht schneller fahren. Im Stadtverkehr funktioniert das Konzept deshalb sehr gut. Im Verkehrsfluss rollt man gemütlich mit und behindert niemanden. Anders sieht das auf Landstraßen aus. Hier wird die Drosselung zum echten Problem und man erhält nicht nur einmal einen Riesenschreck, wenn ein 40-Tonner dröhnend zum Überholen ansetzt. Ganz zu schweigen davon, dass der Elektroantrieb seine Probleme mit Steigungen hat und die 45 km/h am Berg nicht mehr schafft.
Doch man bewertet auch kein Formel-1-Auto auf seinen Spritverbrauch in der Leipziger Rush Hour. Und deshalb kriegt der Unu für seine Leistung außerhalb der Stadt auch keinen Abzug. Denn was der Elektroroller innerorts leistet, sorgt bei mir immer noch für freudiges Lächeln im Gesicht. Sobald der Gashebel (oder besser Stromhebel) gezogen wird, vergisst man jedes Vorurteil, das man je über Elektrofahrzeuge gehört, gelesen oder einfach nur aufgeschnappt hat.
Die Beschleunigung des Unu ist der größte Pluspunkt auf der Spaßskala. An jeder Ampel sprinte ich den hinter mir hochtourenden Fossil-Fahrzeugen davon. Der Elektromotor katapultiert mich lautlos auf 45 km/h und sorgt dafür, dass ich mich beim Anfahren lieber ein bisschen nach vorne beuge, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. “Seid ihr schon mal eine Elektrofahrzeug gefahren? Ihr werdet überrascht sein, wie schnell der Unu beschleunigt!” Die Worte von Pionier Lukas entsprachen voll und ganz der Wahrheit. Wenn die Bundesregierung nur wüsste, wie viel Spaß die Energiewende machen kann.
Lautloser Porsche-Killer an jeder Ampel
Das Tollste Gefühl sind jedoch die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer, wenn man lautlos an ihnen vorbeizieht, Fußgänger nur durch das leichte Surren des Elektromotors zum Beiseitegehen ermahnt werden und Fahrradfahrer verdutzt zur Seite blicken. Der Unu ist ein Spaßgefährt, dass im Verkehrsalltag wieder Freude am Fahren vermittelt. Das liegt auch an dem Gewicht des Rollers. Der Motor muss nur 60 Kilogramm plus den Fahrer antreiben. Die 2000 Watt Motorleistung bewerkstelligen das im Leipziger Flachland mit großer Leichtigkeit.
Dennoch will ich die negativen Seiten der Elektromobilität nicht außen vor lassen. Die Bremsen unseres Testrollers quietschten wie ein 15 Jahre altes Damenfahrrad. Hier könnte zwar ein bisschen Schmiere Abhilfe schaffen, wie uns Pionier Lukas versicherte, doch das Bild des hochmodernen Fahrzeugs der Energiewende wurde ein bisschen getrübt. Auch der Akku hat noch Verbesserungspotential. “Die Leistung nimmt linear zum Ladestand des Akkus ab”, erklärt uns Lukas. Das bedeutet, dass man im unteren Leistungsbereich des wiederaufladbaren Akkus wirklich nur noch mit der Kraft eines elektrischen Brotmessers unterwegs ist. Tipp: Ein wirklicher Katalysator der Energiewende wird der E-Roller natürlich nur, wenn er mit Ökostrom geladen wird.
Kaufempfehlung für jeden Großstädter
Am Ende der Testfahrt stellte ich mir die Frage, ob ich mir den Unu kaufen würde. Mein Bauch schrie sofort ja, immer noch berauscht vom Kribbeln der Beschleunigung. Doch für mich als Pendler, der jeden Tag knapp 50 Kilometer Landstraße fahren muss, ist der Unu leider nicht das richtige Gefährt. Ich muss das “Leider” noch einmal explizit betonen.
Würde ich in einer Stadt wohnen, wäre der agile Unu ein sogenannter “No-Brainer”, also ein Kauf, über den ich nicht zweimal nachdenken müsste. So bleiben mir nur die Erinnerungen an den Spaß, den ich in der kurzen Zeit mit dem Unu hatte.
Liebe Leser,
ich fahre auch seit August 2017 einen UNU Roller aber mit nur 1000 W Motor. Ich fahre fast täglich zur Arbeit von Sprockhövel nach Dortmund. Das hin und zurück ca. 46 km. Habe schon 1400 km ohne Probleme abgespult. Der 100O Watt Motor ist bergauf etwas schlapp. Aber in der Stadt ok. Beschleunigung ist auch etwas mager. Aber zum relaxten fahren ok. Einen Teil fahre ich Landstraße und werde selbstverständlich auch dann mit 70 km /h schnellen Fahrzeugen überholt. Man gewöhnt sich daran. Ich habe den Kauf nicht bereut, würde aber den 2000 Watt Motor nehmen und eine hellere Scheinwerferlampe einbauen. VG Bernd